Historie

Ein Zufall brachte es an den Tag: Bei der Sichtung alter Akten und Unterlagen stellte sich sozusagen als „Abfallprodukt“ heraus, dass die Kapfenhardter Feuerwehr als „Pflichtfeuerwehr“ durch eine „Lokalfeuerlöschordnung“ vom Gemeindekollegium am 13. April 1888 institutionalisiert und einen Monat später, am 18. Mai 1888 beschlossen worden war.

 

Mühsame Recherche

Als einzige Informationsgrundlage kamen Niederschriften aus Gemeinderatssitzungen in Betracht, die zunächst aus ihrem verstaubten Archiv auf dem Speicher des Kapfenhardter Rathaus befreit und gesichtet werden mussten. Dabei kam, wenn auch nichts Weltbewegendes, so doch Interessantes zutage.

 

Erste Hinweise auf eine Kapfenhardter Feuerwehr datieren vom 24. November 1865. Schultheiß Hauff protokollierte, dass „...die Fahrfeuerspritze und Handspritze mit der hierzu bestimmten Mannschaft probiert worden und nichts mangelhaft gefunden worden...“ ist.
Derartige Protokollnotizen sind in der Folgezeit nahezu jährlich gemacht worden.

Anschaffungen aus Geldmangel zurückgestellt

Aus dem Jahr 1895 wurde bekannt, dass sich über die vom Bezirksfeuerlöschinspektor angeordnete Anschaffung von drei Strahlrohren der Gemeinderat nicht einigen konnte, da zwei schon vorhanden waren und somit nur eines notwendig wäre, da drei insgesamt genügen würden. Desgleichen wurde die Anschaffung von 8 cm breiten Gurten für die gesamte Hydrantenmannschaft abgelehnt, da der Gemeinderat der Meinung war, dass die Ausrüstung auf vier Mann beschränkt werden könne, die Holzhämmer, Laternen und Pfeifen tragen. Wegen der hohen Schuldenlast bittet der Gemeinderat das Königliche Oberamt, von diesen Anschaffungen (2 Strahlrohre und 4 Gurte) abzugehen. Wir sehen, dass auch vor über 100 Jahren um kleine Beträge lange diskutiert, gefeilscht und gerungen wurde.

Das Schicksalsjahr 1896

So, wie nahezu jede Stadt und Gemeinde in früherer Zeit „ihren Brand“ hatte, so blieb auch Kapfenhardt am 27. April 1896 nicht verschont.

 

Historie 1

 

Als Folge des Brandes beschloss der Gemeinderat noch am gleichen Abend, „...die Abräumung mittels Frohnen (= unentgeltliche Arbeitsverpflichtung) besorgen zu lassen, wozu jeder hier wohnende Bürger und Arbeiter im Alter von 18 bis 60 Jahren verpflichtet sind, und zwar genügend je eine Person von einer Familie. Sowie auch alle hiesigen Bürger, welche einen zweispännigen Zug haben, auf gemeinderätliche Anordnung unverweigerlich hierzu fahren müssen. Zur Beurkundung: Gemeinderat Dürr, Scholl, Gengenbach, Mönch...“

Große Informationslücken

Bis in die Mitte der 20er Jahre und auch danach fehlen authentische Unterlagen. Es gibt nur im Gedächtnis erhaltene Überlieferungen einzelner Einsätze der Kapfenhardter Feuerwehr.

Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten

Zum Glück gab es in den letzten Jahrzehnten, nicht einmal im 2. Weltkrieg, größere Einsätze für die Kapfenhardter Feuerwehr, lediglich Garagen-, Heu- und Schuppenbrände galt es zu löschen.

 

Trotzdem wurde die Wehr immer wieder auf den neuesten Stand gebracht, sowohl in der Ausbildung der Aktiven, als auch in der Ausstattung mit modernen Geräten. Denn Vorbeugung ist immer noch die beste Therapie. So wurde im Jahr 1961 ein Tragkraftspritzenanhänger (TSA) erworben, der von einem Traktor gezogen wurde. Nach weiteren 17 Jahren, am 2. September 1978, war es endlich so weit, dass die Kapfenhardter Feuerwehr erstmals ein eigenes Löschfahrzeug erhielt. Es war ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) von VW (Typ: LT), leistet 55 kW/75 PS und verfügte neben einer guten Ausstattung auch über schweres Atemschutzgerät. Dass dieses Gerät wenige Jahre später seine erste Bewährungsprobe bestehen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.


Im Juni 1979 erwarben neun Männer der Kapfenhardter Feuerwehr das Feuerwehr-Leistungsabzeichen in Bronze.


Im Jahr 1984 wurde die „Stille Alarmierung“ eingeführt. Das bedeutet, dass der Alarm nicht mehr über Sirene, sondern über Meldeempfänger ausgelöst wird.


Der nächste Großeinsatz war 1985, wiederum im Winter, als am 14. Januar in der Schönblickstraße das Wohnhaus Bürger brannte. Dabei kam neben der Kapfenhardter auch die Unterreichenbacher Feuerwehr, sowie die Überlandhilfe Schömberg zum Einsatz. Die Männer mussten dabei mit Atemschutzgerät vorgehen und bekamen außerdem Probleme mit der klirrenden Kälte, da das Löschwasser sowohl an der Uniform als auch im Gesicht rasch anfror.

 

Historie 2

 

Das Feuer konnte zwar unter Kontrolle gebracht, aber ein Ausbrennen des Fertighauses nicht verhindert werden. Der Brandschaden belief sich auf rd. 300.000 DM.

 

Historie 3

Große Erweiterung des Feuerwehrmagazins in Kapfenhardt

Im Jahr 1991 wurde mit der Planung des erweiterten Feuerwehrmagazins in Kapfenhardt begonnen. Ein langer Wunsch der Kapfenhardter Wehr ging damit in Erfüllung, denn die Räumlichkeiten im Jahr 1953 errichteten Mehrzweckgebäude waren zu klein und den Anforderungen nicht mehr gerecht geworden. Mit dem Erweiterungsbau stehen der Abteilung Kapfenhardt heute zwei Stellplätze für Fahrzeuge und Geräte, Umkleide- und Waschräume, eine Stiefelwaschanlage, ein Kommandantenzimmer, eine Küche und ein Aufenthalts- sowie Unterrichtsraum zur Verfügung. Die Baukosten von 570.000 DM konnten eingehalten werden, wobei 70.000 DM aus Eigenleistung in Form von 1.200 Arbeitsstunden von den Mitgliedern der Kapfenhardter Wehr selbst erbracht wurden. Im Juli 1992 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und noch im gleichen Jahr das Richtfest gefeiert. Bedingt durch die Hanglage des Feuerwehrmagazins entstand beim Erweiterungsbau auch ein Kellerraum, welcher rund zehn Jahre später durch die Kameraden zu einer Bar ausgebaut wurde. Die Fertigstellung des Neubaus erfolgte 1993. Gefeiert wurde die Schlüsselübergabe mit einem großen Fest und einer Schauübung der Gesamtwehr Unterreichenbach.

 

Historie 4-1

Historie 4-2

 

Das Unglücksjahr 1999

Am Nachmittag des 19. Juli 1999 zieht ein Unwetter auf, es beginnt zu regnen. Noch ahnt niemand was einige Zeit nach dem Starkregen, bei dem rund 150 Liter pro Quadratmeter aus den Wolken fallen, durch das Eulenbachtal von Schömberg kommend nach Unterreichenbach rast. Binnen Sekunden steigt der Wasserspiegel im Reichenbach auf bedrohliche Höhe an und übersteigt schließlich die Ufer. Das braune Band reißt Häuserwände und Fahrzeuge mit sich. Zahlreiche Gebäude werden mit Schlamm und Wasser überflutet.


Glücklicherweise gab es bei diesem Hochwasser keine Verletzten, jedoch musste die Turnhalle kurzfristig in eine Notunterkunft verwandelt werden. Bei den mehrtätigen Aufräumarbeiten waren rund 300 Helfer der Feuerwehr und des THW im Dauereinsatz. Das gesamte Ausmaß der Schäden wurde erst erkennbar, als das Wasser wieder verschwunden war. Große Gesteinsbrocken und Holzstücke brachte die Flut vom Eulenbachtal bis in den Ortskern von Unterreichenbach. Der Gesamtschaden des Jahrhunderthochwassers wird auf etwa 50 Mio. DM geschätzt.


Aber das Hochwasser sollte im Jahr 1999 noch nicht der letzte Einsatz für die Rettungskräfte der Gesamtwehr Unterreichenbach gewesen sein. Am zweiten Weihnachtsfeiertag fegte der Orkan „Lothar“ mit knapp 215 km/h unter anderem über Kapfenhardt hinweg. Er entwurzelte zahlreiche Bäume, riss Dachziegel mit sich, sorgte bei vielen Haushalten für mehrere Tage ohne elektrischen Strom und hielt die Kameraden der Feuerwehr im Dauereinsatz.


Das Jahr 1999 zählt somit zu dem einsatzreichsten und auch schwerwiegendsten Jahr in der Geschichte der Abteilung Kapfenhardt. Zum Glück gab es seit 1999 keine solch großen Einsätze mehr.

Hurra, das neue Löschfahrzeug ist da!

Im November 2002 war es endlich so weit. Das Löschfahrzeug vom Typ LF 10 der Firma Iveco Magirus löste das alte TSF ab. Doch die Beschaffung eines solchen Einsatzfahrzeuges ist bei weitem aufwändiger als der Kauf eines privaten PKWs, gibt es doch bei der Ausstattung das ein oder andere „Extra“ mehr im Gegensatz zum „Fahrzeug von der Stange“. Wenn lediglich ein Fahrzeug im Ort vorhanden ist, muss es ein Alleskönner sein. Doch auch ein Universalfahrzeug muss gut durchdacht sein. Große Waldgebiete und teils weite Wege zum nächsten Hydranten erfordern einen ausreichend großen Wassertrank, um die ersten Minuten der Löscharbeiten überbrücken zu können, bei Verkehrsunfällen ist schweres Gerät für technische Hilfeleistung, wie hydraulische Schere und Spreizer, notwendig. Um auch in der Nacht voll einsatzfähig sein zu können ist es elementar, eine gute Ausleuchtung des Unfallortes herstellen zu können, wozu auch ein Stromaggregat im Fahrzeuginventar nicht fehlen darf. Dank des hohen Arbeitseinsatzes der damaligen Führungsriege der Abt. Kapfenhardt in Absprache mit der Gemeinde Unterreichenbach konnte im November 2002 die Schlüsselübergabe zum neuen Kapfenhardter LF 10 gefeiert werden.

 

Historie 5

Historie 6

 

Brand im Hinterdorf

In der Nacht vom 8. auf den 9. März 2010 kommt es zum Brand des Balkons am Eckhaus Rathausstraße/Gaiernweg in Kapfenhardt. Neben der Abt. Kapfenhardt sind die Wehren aus Unterreichenbach und Schömberg zu Hilfe geeilt. In dieser Nacht galt es allerdings nicht nur den Brand zu bekämpfen. Die Kälte dieser Winternacht erschwerte den Rettungskräften die Arbeit enorm. Das Feuer konnte trotz allem schnell gelöscht und ein Übergreifen auf das Wohnhaus sowie auf Nachbargebäude verhindert werden.

 

Historie 7

Historie 8

 

Der altgediente MTW geht in Ruhestand

Nicht nur das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) war in die Jahre gekommen, auch der Mannschaftstransportwagen vom Typ VW LT 28 musste nach über 30 Jahren aus dem Feuerwehrdienst weichen. Seinen Charme hatte er zwar trotz des hohen Alters noch nicht verloren, doch die ein oder andere Stelle der Karosserie wollte zum Ende hin nicht mehr recht funktionieren. So kam es vor, dass die Tür den Kameraden nach dem Schließen wieder entgegenkam, der Fahrtwind auch ohne geöffnete Fenster durch die Kabine pfiff und das Gaspedal teilweise ein kleines Eigenleben entwickelte. Für unterhaltsame Geschichten sorgte der MTW sicherlich, doch hinsichtlich Einsatztauglichkeit kamen immer mehr Fragen auf. Glücklicherweise konnte ein passendes Ersatzfahrzeug von der Berufsfeuerwehr Pforzheim übernommen werden. Seit Mai 2011 ist das zwölf Jahre alte Kleineinsatzfahrzeug (KEF) des Typs VW T4 Syncro im Dienst der Abteilung Kapfenhardt und bietet fünf Kameraden einen Sitzplatz sowie Stauraum auf der geräumigen Pritsche mit Planenaufbau.

 

Historie 9

 

Quellen: Chroniken zum 100- und 125-jährigen Bestehen der FFW Kapfenhardt (auszugsweise)